Donnerstag, 3. Mai 2012

[Rezension] Saeculum - Ursula Poznanski

Inhalt: Fünf Tage im tiefsten Wald, die nächste Ortschaft kilometerweit entfernt, leben wie im Mittelalter ohne Strom, ohne Handy, normalerweise wäre das nichts für Bastian. Dass er dennoch mitmacht bei dieser Reise in die Vergangenheit, liegt einzig und allein an Sandra. Als kurz vor der Abfahrt das Geheimnis um den Spielort gelüftet wird, fällt ein erster Schatten auf das Unternehmen: Das abgelegene Waldstück, in dem das Abenteuer stattfindet, soll verflucht sein. Was zunächst niemand ernst nimmt, scheint sich jedoch zu bewahrheiten, denn aus dem harmlosen Live-Rollenspiel wird plötzlich ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit.

AUTOR Ursula Poznanski | GENRE Jugendthriller | MINUTEN 360 FORMAT Hörbuch | ERSCHEINUNGSJAHR 2011  |  
SPRECHER Aleksandar Radenkovic´
Rezension: Bis zu dem Zeitpunkt als Bastian Sandra kennenlernt, hat er noch nichts von Liverollenspielen gehört. Sandra ist Mitglied der kleinen Rollenspielgruppe Saeculum (lat. für Jahrhundert), die mit Vorliebe in die Zeit des 14. Jahrhunderts eintauchen und dabei auf alle Gegenstände verzichten, die es in der damaligen Zeit noch nicht gegeben hat. Sandra überredet Bastian an ihrer nächsten Konvention teilzunehmen und so verwandelt sich der Medizinstudent Bastian in den jungen Medicus Thomen Sehnenschneider.

Als die Gruppe kurz vor der Abreise erfährt, dass es an einen Ort gehen soll, auf dem ein alter Fluch liegt, kommt die erste Unruhe in die Gruppe. Sollte es wirklich etwas Wahres an dem Fluch geben?
Bevor ich mit dem Hören begonnen haben, waren mir LARPs nur aus Erzählungen bekannt, wie genau so einen Konvention genau beläuft wusste ich aber nicht. Es hat mir gut gefallen, wie Ursula Poznanski es schafft, Bastian und mir dem Leser/Hörer diese neue Welt schmackhaft zu machen. So erfahren wir vor dem Beginn mehr über den Ablauf und Strategien im Spiel. Als es dann das erste Mal Nacht wird, wird es auch das erste Mal richtig gruselig. Es scheint so als würde sich das Fluch bewahrheiten, Gegenstände und sogar ein Gruppenmitglied verschwinden. Die Gruppenmitglieder sind geschickt ausgewählt, denn ihre Charakterzüge und Verhaltensweisen führen immer wieder dazu, dass die Gruppe mehr und mehr an die Echtheit des Fluches zu glauben beginnt und sich gegenseitig anstachelt. So gibt es z.B. die abergläubische Doro, die die Gruppe in jeder erdenklichen Situation an den Fluch erinnert, der gerade dabei sei sich zu bewahrheiten. So entwickelt sich eine einseitige von Angst bestimmte Denkweisen, die zum Ende des Buches zu einer sehr gefährlichen Situation führt.

Neben der Haupthandlung, dem Rollenspiel, gibt es noch weitere Geschichten, die sich um die Vergangenheit und das Leben der Saeculum-Mitglieder spinnen und sich je weiter die Handlung fortschreitet, mehr und mehr mit dieser verflechten. Jeder der Spieler hat ein Geheimnis, das Poznanski passend zur Handlung platziert.
Die Geschichte wird abwechselnd von einem allwissenden Erzähler, sowie den beiden Protagonisten Bastian und Iris, einer Rollenspielerin, erzählt. Bastian ist ein rationaler Typ, der sich genau wie Iris, als einziges Gruppenmitglied, nicht von der gruseligen Stimmung und dem Aberglauben gefangen nehmen lässt sondern versucht der Situation realistisch gegenüber zu treten. Im Gegensatz zu den anderen beginnen die beiden die Geschehnisse zu hinterfragen und entdecken Ungereimtheiten.
Ursula Poznanski schafft es eine düstere, ängstliche und angespannte Stimmung, die Sprecher Aleksandra Radenkovic sehr gut vermittelt. Bis kurz vor dem Ende war mir nicht klar, worauf die Geschichte hinauslaufen würde. Ich hatte mit vielen gerechnet aber nicht mit diesem Ende. Poznanski schafft es alle offenen Erzählstränge zu schließen und miteinander zu verknüpfen, sodass die Handlung eine komplexe Einheit ergibt. Was mir allerdings nicht gefallen hat ist, wie Bastian mit der Situation umgegangen ist. Es hat mich geärgert, dass der scheinbar so vernünftige Typ, die Geschehnisse einfach so verzeiht und das nach einer wirklich kurzen Zeit. Ich kann hier ohne zu spoilern leider nicht auf Einzelheiten eingehen, aber das Ende war für mich nicht zufriedenstellend. Trotzdem hat mir dieser Thriller, der eigentlich so gar nicht mein Genre ist, überraschend gut gefallen.

Fazit: Ursula Poznanski schafft es gekonnt mit den Ängsten ihrer Romanfiguren zu spielen und diese wie Marionetten tanzen zu lassen. Der Plot war für mich etwas vollkommen Neues und sehr Interessantes und es hat mir gefallen mich auf diese mir unbekannte Welt einzulassen. Die Handlung war vielschichtig und man hatte das Gefühl, dass jedes Detail genau durchdacht worden war. Bis auf das Ende hat mich Saeculum vollkommen überzeugt, sodass ich Erebos, Poznanskis zweiten Jugendthriller bereits auf meine Wunschliste gesetzt habe.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen