Montag, 14. Juni 2010

Irgendwie mein Leben





Mila Lippke
Irgendwie mein Leben
ISBN:978-3548281865 . 411 Seiten
erschienen am 15. April 2010

Inhalt: Mara ist überglücklich: Sie ist im neunten Monat schwanger und kann es kaum erwarten, dass ihre Tochter Finja endlich auf die Welt kommt. Wie im Rausch erlebt Mara diese Zeit der freudigen Sehnsucht. Zusammen mit ihrem Mann Klaus unternimmt sie eine letzte romantische Reise nach Paris. Doch nach ihrer Rückkehr erhält Mara bei einer Routineuntersuchung eine Nachricht, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird.

Nach dem Lesen: Mit ihrem Buch "irgendwie mein Leben" hat Mila Lippke ein sehr gefühlvolles und mitreißendes Buch geschrieben. Mara, 29 Jahre und ihr Mann Klaus erwarten ihr erstes Kind - eine Tochter, die Finja heißen soll. Doch plötzlich kurz vor ihrem Geburtstermin stirbt Finja, ohne erklärlichen Grund. Für Mara und Klaus bricht eine Welt zusammen und besonders Mara verkriecht sich mehr und mehr in ihrem Schneckenhaus, während ihr Mann versucht sein Leben so gut es geht weiter zu führen. Durch die Hilfe ihrer Familie, Freunde und eines Hundes geklingt es Mara langsam wieder ins Leben zurück zu finden, Mara und Klaus denke sogar an ein zweites gemeinsames Kind, bis etwas unerwartetes passiert ...
Maras Schicksal hat mich tief berührt, es ist ein Schicksal, das ich niemanden wünschen möchte. "Irgendwie mein Leben" ist ein sehr authentisches und ehrliches Buch, ich glaube kaum, dass jemand in so einer Weise über dieses Thema schreiben könnte, wenn er es nicht selbst erlebt hat - Mila Lippke hat ihre kleine Tochter Gioia verloren. Im Nachwort schreibt die Autorin, dass sie sehr lange gebraucht hat dieses Buch zu schreiben, ich finde es sehr gut und mutig, dass sie sich getraut hat über den Tod ihres Kindes zu schreiben. Und auch den Titel des Buch finde ich sehr passend, da sich das Buch zum größten Teil um das Leben der Protagonistin Mara, nach dem Tod ihrer Tochter dreht und das nun einmal irgendwie ihr Leben sie, so schwer es auch sein mag.

5 / 5 Punkten

Zitate: Als Finja starb, schien die Sonne. Goldgelb wie der Samt, auf den ich eine Hand sticke, die die Wärme der Strahlen einzufangen versucht. Während ich nähe, merke ich, wie sehr sich die Arbeit an der Erinnerungsdecke von den Verschönerungaktionen der Möbel unterscheidet. Sie machen mir Freude, aber das hier mehr. Es geht unter die Haut, dringt bis in mein Innerstes vor. Finjas Tod hat mich und weite Teile meines Lebens verändert, doch die Veränderungen sind noch nicht radikal genug. Wie beim Flicken soll etwas ganz Neues aus dem Alten entstehen. [Seite 349]

Forschern ist es gelungen, bei genveränderten Mäusen gezielt Erinnerungen zu löschen, und sie zeigen sich zuversichtlich, in Zukunft auch bei Menschen Gedächtnisinhalte manipulieren zu können. Wenn sie Finjas Tod in mir löschen würden, wäre das die Heilung meines Schmerzes? Doch auch wenn es gelänge, würde ich es niemals zulassen, denn damit würden auch die Erinnerungen an die Schwangerschaft genommen werden und die Erinnerungen an Finjas Gesicht, an die Wärme ihres Körpers, an den Geruch ihres Köpfchens. Und wer wäre ich ohne diese Erfahrung und den Weg, den ich in diesem Trauerjahr gegangen bin?
Selbst jetzt, mit dem Wissen um den Schmerz, den der Tod meiner Tochter mit sich gebracht hat, würde ich mich noch einmal für eine Schwangerschaft mit ihr entscheiden. Weil sie das Wunderbarste war, was mir jemals passiert ist, meine Finja. [Seite 401]

Zu leben ist wie eine Weile im Meer zu schwimmen. Wenn eine Welle kommt, schiebt sie mich ein Stück nach vorn. Wenn sie geht, zieht es mich wieder etwas zurück. Aber es geht immer weiter vorwärts. [Seite 409]


3 Kommentare:

  1. Ich habe das Buch letzten Monat in meiner Buchhandlung in der Hand gehabt und obwohl ich es von der Beschreibung her sehr interessant fand, habe ich es nicht gekauft - weil es in der Frauenromanecke lag und es mir schwer fällt, da zwischen den guten und den schlechten Frauenromanen zu unterscheiden. Schade, dass ich es nicht mitgenommen habe - deine Rezension hat mich nämlich wirklich überzeugt.

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  2. Genau den selben Gedanken hatte ich auch, als ich das Buch das erste Mal in der Hand hatte.

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  3. Das Buch hört sich sehr gut an. Ich weiß aber nicht, ob ich es lesen würde/könnte. Ich hatte nach den drei Zitaten schon einen mächtig großen Klos im Hals.

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